Musik und Poesie als ein Türöffner zu innerer Entwicklung
Höhepunkt der musikalischen Begleitung war die Verbindung von Schirrmachers Klavierspiel mit der Stimme der Word Art Künstlerin Cinja Gluch. Ihre poetischen Zeilen mahnten: „Was alle können, wenn sie Leid sehen, ist wegsehen, weitergehen. Nur wenige bleiben wirklich stehen. Doch ich ermutige euch, hin- anstatt wegzusehen am Leid.“
In Harmonie mit den tiefen Klängen des Pianos schuf Gluchs Vortrag eine Atmosphäre, die Emotionen weckte und die Bedeutung innerer Entwicklung hervorhob. Auch mit dem zweiten Teil ihrer Performance nach der Pause berührte die Slam Poetin das Publikum, indem sie mutig große Fragen stellte.
„Leben, sag‘ mir wir das geht. Leben, sag‘ mir was ist dein Sinn? Leben, kann man das nur im jetzt?“, fragte Cinja Gluch.
Bildung für innere Entwicklung als Schlüsselkompetenz
Die Workshops an diesem Tag der Inner Development Days boten konkrete Ansätze, um Bildung für innere Entwicklung in das eigene Leben und den beruflichen Alltag zu integrieren. Im Workshop FeelGoodZoom, angelehnt an das regelmäßige Online-Format, lud Juliana Klee von der Okeanos Stiftung für das Meer junge Erwachsene im 221qm, dem Café des 806qm, dazu ein, ihre Gewohnheiten bewusst zu reflektieren.
„Das wertfreie Betrachten von dem, was ist, das ist innere Entwicklung“, erklärte sie.
Die Teilnehmenden, im Kreis gemütlich auf Vintage-Möbeln verteilt, wurden dazu angeleitet, sich ihre Gewohnheiten vorzustellen und zu überlegen, wie diese durch positive Elemente ergänzt werden könnten.
Parallel dazu sprachen Toni Hofmann (Referentin des Staatlichen Schulamts Frankfurt und Lehrerin an der Elisabethenschule), und Carsten Zahout-Heil (Professor für Elektrotechnik an der Hochschule Darmstadt) im Duo-Talk über die institutionelle Verankerung von Achtsamkeit in Schule und Hochschule. Eine wohlwollende Schulleitung sei sehr hilfreich, aber der Startpunkt liege woanders.
„Achtsamkeit bedeutet, zunächst die eigene Präsenz zu stärken und dann bewusst zu handeln“, betonte Hofmann.
Sie schilderte, wie sie an ihrer Schule seit über 13 Jahren mit kleinen Übungen beeindruckende Ergebnisse erzielt hat. „Ich mache ein Angebot: ‚Schaut mal, so und so probieren wir das jetzt aus.‘ Und noch nie wollten die Kinder danach aufhören.“ Zahout-Heil ergänzte: „Es beginnt mit kleinen Gesten – einmal fragen ‚Wie geht’s?‘ oder zehn Sekunden Schweigen im Seminar. Achtsamkeit zeigt sich im bewussten Umgang miteinander.“
Perspektivwechsel als Werkzeug für persönliche Entwicklung
Ausgehend von den Inner Development Goals (IDGs) lud Tina Schütze-Fulton, Gründerin der MeTAzeit, in ihrem Workshop dazu ein, durch einfache mentale Übungen den Blick auf andere und sich selbst zu verändern. Sie selbst hat erst kürzlich ein umfangreiches Kartenset entwickelt, was die Umsetzung der IDGs durch praktische Übungen ermöglicht. Sie lud die Teilnehmenden unter anderem zu dieser Übung ein.
„Egal, was du über andere denkst, füge gedanklich an: ‚… und ich auch.‘ Zum Beispiel: ‚Der blockiert immer den Arbeitsprozess … und ich auch.‘ Das schärft das Bewusstsein für Gemeinsamkeiten und löst Spannungen“, Tina Schütze-Fulton.
Impulse der IDwave – eine Installation aus farbigen Notizen der Teilnehmenden, die die Events der Woche reflektierten – und eindrückliche Gedanken des Tages krönten den Abschluss des Tages. Begleitet von dem Pianospiel Schirrmachers trug Dr. Nina Bürklin einzelne Worte und Sätze fast selbst wie einen Poetry Slam vor. Gedanken wie „Gemeinsam ist oft leichter“ und „Viele Ressourcen sind in uns selbst, wir müssen sie erkennen, zulassen und trainieren“ zeigten, wie sehr die Themen innere Entwicklung und Reflexion die Teilnehmenden bewegt hatten.
Vom Wandel im Inneren zum Wandel im Äußeren
Die Inner Development Days fanden ihren emotionalen Höhepunkt, als Hanna und Dieter Paulmann, das Stifter-Ehepaar des AVE Instituts und der Okeanos Stiftung, am Ende spontan die Bühne betraten. Mit Tränen in den Augen erinnerte Hanna Paulmann an die Anfänge ihrer Arbeit: „Als ich vor vielen, vielen Jahren hier in Darmstadt versuchte, etwas für Achtsamkeit zu machen, war das wie ein Loch, da gab es kein Interesse. Und jetzt ist da so viel. Ich danke dafür.“
Der Tag und die Woche endeten in einer Atmosphäre der Dankbarkeit und des gemeinsamen Bewusstseins für die Kraft innerer Entwicklung.
Drei Take-Aways des Tages, ganz nach dem Motto „Es fängt bei uns an“
- Innere Entwicklung als Grundlage für äußeren Wandel: Bildung für innere Entwicklung beginnt mit der Selbstreflexion. Kleine Gesten, wie bewusstes Zuhören oder innehalten, schaffen große Veränderungen.
- Perspektivwechsel schafft Verbindung: Übungen wie „… und ich auch“ verdeutlichen, wie wichtig es ist, Gemeinsamkeiten zu erkennen, um Spannungen abzubauen und Zusammenarbeit zu fördern.
- Gemeinsam sind wir stärker: Die Resonanz des Tages zeigte, dass innere Entwicklung nicht isoliert geschieht. In der Gemeinschaft werden Einsichten geteilt und Handlungsmöglichkeiten erweitert.
Text: Arne Herrmann