Kurz zuvor hatte Jana Steingässer, Geschäftsführerin der Okeanos Stiftung für das Meer, das Publikum zur Filmvorführung von ANNA – A Tale for Tomorrow begrüßt und erläutert, warum die Stiftung Kooperationspartner der Inner Development Days geworden ist.
Wenn Hoffnung zur Tat wird: Warum Zuversicht kein Zufall ist
Die Veranstaltung, die am 8. November 2024 im 806qm in Darmstadt stattfand, war Teil der Inner Development Days (IDD) des AVE Instituts und hatte zum Ziel, den Zusammenhang zwischen innerer Haltung und engagiertem Handeln aufzuzeigen und zu diskutieren. Steingässer stellte daher auch die Jugendinitiative Waves of Action vor, die Meeresökologie, Bildung für nachhaltige Entwicklung und Bildung für innere Entwicklung verbindet.
Damit war der Ton gesetzt für eine bewegende Veranstaltung, die die Frage nach Hoffnung, Selbstwirksamkeit und Handlungsfähigkeit in den Mittelpunkt stellte. Was gibt uns Zuversicht, wenn wir die Hoffnung verloren haben?!
Eine scheinbar dystopische Reise in die Zukunft
Der Kurzfilm ANNA, produziert von Studierenden der Filmakademie Baden-Württemberg unter der Regie von Jonathan Behr, entführt den Zuschauer in das Leben der 16-jährigen Anna. Von Visionen einer zerstörten Welt geplagt, fühlt sie sich der scheinbar unaufhaltsamen Klimakatastrophe hilflos ausgeliefert. Eines Morgens erwacht sie im Jahr 2082 – in einer Realität, die ihre schlimmsten Ängste wahr werden lässt.
In dieser düsteren Zukunft steht Anna vor der Frage, wie sie trotz aller Widrigkeiten Hoffnung bewahren und handeln kann – und kommt ins Handeln. In der Verzweiflung schöpft sie neuen Mut und signalisiert sie ihren Willen, nicht aufzugeben und auch andere zum Handeln zu inspirieren.
Der Film ANNA nimmt Zuschauer mit in eine eindringliche Zukunftsvision der Klimakrise und fragt: Wie reagieren wir auf eine schwindende Welt?
Realismus trifft auf emotionale Stärke
Unmittelbar nach dem Film gab es einen kurzen Moment der Stille als Reflexionszeit und das Publikum konnte Fragen für das anschließende Filmgespräch formulieren. Die Zuschauer zeigten sich tief beeindruckt von der emotionalen Intensität des Films.
„Dass er das, was an überwältigenden Gefühlen da ist, nicht ausblendet, sondern in den Mittelpunkt stellt und zeigt, wie wir trotzdem ins Handeln kommen können“, so ein Teilnehmer.
Auch der visuelle Realismus des Films wurde gelobt: Die im Harz gedrehten Szenen spiegelten eine vom Klimawandel gezeichnete Landschaft wider.
Regisseur Jonathan Behr erklärte im anschließenden Podiumsgespräch, dass keine Spezialeffekte notwendig waren: „Der Nationalpark sieht leider so aus. Das sind direkte Folgen der Klimakrise.“ Die Authentizität der Bilder verstärkte die Botschaft des Films, ohne dabei hoffnungslos zu wirken.
Vom Ohnmachtsgefühl zu Selbstwirksamkeit
Eine zentrale Stärke des Films ist seine Botschaft, dass Hoffnung durch Handeln entsteht. Christina Honig, Produzentin des Films, war live per Zoom zugeschaltet und betonte, wie sehr die praktischen Übungen der Aktivistin Joanna Macy zum Thema „Active Hope“ das Team inspiriert haben: „Diese Fähigkeit zu erarbeiten, sich Nachfahren vorstellen zu können und damit einen persönlichen Bezug zur Zukunft aufzubauen, das sehen wir als eine Stärke des Films.“
Für das Filmteam war es entscheidend, nicht nur Ängste aufzuzeigen, sondern Wege aus der Ohnmacht zu bieten. Workshops mit Expert*innen wie Klimaforscher*innen halfen dabei, realistische Szenarien zu entwickeln und den Film so zu gestalten, dass er sowohl Jugendliche als auch Erwachsene anspricht.
Ein Zuschauer lobte die Verbindung von Hoffnung und Realismus: „Der Film war hoffnungsvoll, ohne überzogen zu wirken – keine hohle Zuversicht.“
Ein Abend voller Inspiration und „Hoffnung, die man macht“
Die Veranstaltung war mehr als nur eine Filmvorführung. Der poetische Beitrag von Clara Lösel und der anschließende Live-Talk mit den Filmemachern boten Raum für tiefgehende Reflexionen. Der Austausch über die Herausforderungen der Klimakrise und die Rolle individueller Handlungen verdeutlichte die Kernbotschaft des Films: Hoffnung ist keine passive Haltung, sondern eine aktive Entscheidung.
Zum Abschluss des Abends blieben drei Botschaften im Gedächtnis:
- Hoffnung entsteht durch Handeln: Der Film zeigt, dass Hoffnung nicht bedeutet, auf Rettung von außen zu warten, sondern die Zukunft aktiv selbst zu gestalten.
- Die Kraft der Gemeinschaft: Das Zusammenkommen und der Austausch am Abend erinnern daran, dass niemand allein die Herausforderungen der Zukunft bewältigen kann. Gemeinsam können wir mehr erreichen.
- Gefühle sind ein Motor für Veränderung: Der Film zeigt auf, dass Emotionen wie Trauer und Angst nicht verdrängt werden sollten – sie sind die Triebkräfte, die uns motivieren können, aktiv zu werden.
Mit einer Mischung aus künstlerischer Kraft und realistischen Lösungsansätzen inspirierte ANNA das Publikum, selbst aktiv zu werden. Schließlich schloss Steingässer den Abend mit den Schlussworten aus dem Gedicht von Clara Lösel: „Und Hoffnung, die man baut, dieses Hoffnungslicht – Hoffnung, die man macht, das ist Zuversicht“.
Text: Arne Herrmann