Studierende während des Klangkonzerts der Inner Development Days

Studierende beim Klangkonzert der Inner Development Days

Zwischen Kunst und Utopie: Ein Tag voller Achtsamkeit und Inspiration

„Wer fühlt sich manchmal überfordert, wenn er die Nachrichten sieht?“ – Alle Hände gehen nach oben. „Und wer hat manchmal das Gefühl, nichts tun zu können oder gar machtlos zu sein?“ – Wieder gehen alle Hände nach oben.

PORTAL FÜR ACHTSAMKEIT IN DER PÄDAGOGIK

„Die gute Nachricht ist: Innere Entwicklung kann uns helfen, mit diesen herausfordernden Gefühlen besser umzugehen und letztlich die eigene Selbstwirksamkeit zu erhöhen. Dafür sind wir heute hier“, sagte zum Auftakt der Veranstaltung Dr. Nina Bürklin, Geschäftsführerin des AVE Instituts.

Am zweiten Tag der Inner Development Days begrüßte sie gemeinsam mit den Gastgebern Prof. Lars Rademacher und Prof. Carsten Zahout-Heil die Zielgruppe der Studierenden der Hochschule Darmstadt (h_da).

Klangwelten und ein Gong, der Stille schafft

Den Auftakt in das Programm machte die Klangschalenkünstlerin Esther-Lea Schlegel, die die Teilnehmenden mit einer Klangreise begrüßte. Sanfte Klänge von Bambusschlägeln, die auf unterschiedlich große Klangschalen trafen, schufen eine Atmosphäre der Ruhe. „Man konnte die Gedanken fast greifen, bevor sie sich in den Tönen auflösten“, beschrieb ein Teilnehmer das Erlebnis. Besonders beeindruckend war der Einsatz eines massiven Gongs, der das gesamte Klangbild durchdrang und die Meditation mit einem tempelartigen Klang krönte.

„Die kleine Pause hat meinen Kopf freigemacht.“

Die wohltuende Wirkung der Klänge ließ niemanden unberührt: „Die kleine Pause hat mir den Kopf frei gemacht“, war die einhellige Meinung. Es war eine Einstimmung, die Achtsamkeit nicht nur hörbar, sondern auch spürbar machte – ein Moment der Entschleunigung, der nachhallte.

Entscheidungen, Gesten und eine Reise ins Innere

Studierende während eines Workshops bei den IDD
Studierende während eines Workshops bei den IDD

Nach diesem meditativen Einstieg nahm der Workshop von Janis Nold die Teilnehmenden mit auf eine Reise zu ihrem inneren Kompass. Spielerisch und doch tiefgründig gingen sie Fragen nach wie: „Wer beeinflusst unsere Entscheidungen?“ und „Wie finde ich meinen eigenen Weg?“. Durch die Verortung auf einer imaginären Skala im Raum wurde sichtbar, wie unterschiedlich Selbstwahrnehmung und Entscheidungsmechanismen sein können.

Nonverbale Begegnungen standen im Mittelpunkt des Kommunikationsworkshops von Janika Haag. Zunächst suchten sich die Teilnehmenden allein durch Gestik und Mimik einen Partner, bevor sie in intensive Gespräche eintraten. Das ununterbrochene Zuhören war für viele eine ungewohnte, aber bereichernde Erfahrung.

„Ich bin es gewohnt, unterbrochen zu werden – hier konnte ich endlich einfach sprechen und gehört werden“, schilderte der Teilnehmer Daniel seine Eindrücke.

Zukunftsvisionen und Identität: Kreativität als Spiegel der Seele

Nach der Pause forderte Selina Leitz die Studierenden im Utopietraining heraus, sich eine positive Zukunft vorzustellen. Dabei ging es nicht nur um große Träume, sondern auch um den Mut, die eigenen Perspektiven zu hinterfragen und neu zu gestalten.

Besonders bewegend war auch der Workshop „Be Real“ von Betül Avci und Janika Haag, in dem es um Identität und kulturelle Vielfalt ging.

„Ich war immer dazwischen – in der deutschen Gruppe die mit Migrationshintergrund, in der anderen die ‚Verdeutschte‘. Heute sage ich: Ich bin Weltbürgerin“, berichtete Betül Avci offen über ihren Werdegang.

Workshop mit "Identity Bags" beim Studierenden-Event der IDD
Workshop mit „Identity Bags“ beim Studierenden-Event der IDD

Höhepunkt des Workshops war die Gestaltung von „Identity Bags“: Jutebeutel, die die Teilnehmenden mit Symbolen ihrer Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft bemalten. Zwischen Yogamatten und Tischen entstand eine kreative Oase, in der sich leise Gespräche und konzentriertes Schweigen abwechselten. Die individuell gestalteten Taschen wurden am Ende stolz auf einem Gruppenfoto präsentiert – ein Symbol für die Reise, die jede und jeder an diesem Tag gemacht hatte.

Was bleibt, wenn Achtsamkeit Brücken baut?

Das Studierenden-Event der Inner Development Days an der Hochschule Darmstadt hat eindrucksvoll gezeigt, dass Achtsamkeit nicht nur im Stillen stattfindet, sondern auch durch Interaktion und Gemeinschaft lebt. Dies gilt umso mehr, als gerade Gleichaltrige von- und miteinander lernen können.

Drei zentrale Erkenntnisse standen am Ende des Tages:

  1. Stille ist kraftvoll: Ob durch Klangschalen oder bewusstes Zuhören – Momente der Stille schaffen Klarheit und Verbindung.
  2. Identität ist vielfältig: Sich selbst und andere besser zu verstehen bedeutet auch, die Offenheit zu haben, Vielfalt zuzulassen.
  3. Gemeinschaft inspiriert: Die hierarchiefreie Atmosphäre und das gemeinsame Lernen machten deutlich, wie wertvoll der Austausch auf Augenhöhe ist.

Ein Tag voller Lachen, Achtsamkeit und Inspiration endete mit einer Aufräumaktion, bei der Yogamatten und Kissen zum Verladen in einem VW Bus aus dem Fenster geworfen und gereicht wurden – gemeinschaftlich und fast so kreativ wie die Workshops selbst.

Text: Arne Herrmann

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  • Studierende während des Klangkonzerts der Inner Development Days: Antonius Scheffler / AVE Institut
  • Slam Poetin Cinja Gluch bei den Inner Development Days (IDD) Darmstadt: Antonius Scheffler / AVE Institut
  • Beiträge der Teilnehmenden an der ID Wave: Antonius Scheffler / AVE Institut
  • Mali Carillo, Deutsche Meisterin im Poetry Slam (U20), bei den Inner Development Days (IDD): Antonius Scheffler / AVE Institut
  • Nina Bürklin im Gespräch mit Toni Hofmann und Carsten Zahout-Heil bei den Inner Development Days (IDD) Darmstadt: Antonius Scheffler / AVE Institut
  • Lehrkräfte-Event im Rahmen der Inner Development Days: Antonius Scheffler / AVE Institut
  • Johanna Schubert mit ihrem Poetry Slam bei den Inner Development Days (IDD): Anotonius Scheffler / AVE Institut