Mutter und Kind malen Photocase 3298410

Corona: Spiel, Kreativität und Medien

Für Kinder ist alles ein Spiel. Sie Kinder spielen, spielen, spielen… sogar beim Essen, Waschen, Umziehen. Lasst die Kinder spielen. Lassen Sie sich am besten mehrmals am Tag davon anstecken!

PORTAL FÜR ACHTSAMKEIT IN DER PÄDAGOGIK

Bei kreativen Prozessen ist unser Geist ganz weit und offen. Wir lassen den Ideen freien Lauf und schauen, was sich zeigt. Wir kommen in einen sogenannten Flow; alles fließt mit Leichtigkeit und Freude aus uns heraus. Wann waren Sie als Eltern zuletzt in so einem Flow-Moment?

Beobachten Sie einmal achtsam Ihr Kind und entdeckt, wie es sich verhält, wenn es kreativ ist und Dinge entwickelt – sei es ein Bild oder eine Konstruktion oder ein Rollenspiel. Es taucht ganz ein, oder? Nichts ist wichtiger. Nichts ist unmöglich oder verboten. Ein wunderbarer Zustand.

Als Eltern können wir bei den Kindern solche Momente unterstützen, indem wir sie nicht unterbrechen und sie z.B. mit Fragen aus ihrem Spiel holen „Ist dir nicht kalt?“, „Hast du Hunger?“, „Was wird denn das?“, „Ist das für Oma?“.

Inspiration zum Malen: Der Malort nach Arno Stern

Das malende Kind nicht bewerten, ihm nichts vorgeben, seinem freien Ausdruck Raum geben ohne Ziel, ohne Anspruch auf längere Gültigkeit als für eben diesen Moment: Das habe ich von Arno Stern und dem Malort gelernt.

„Beim Malspiel ist die spielerische Freude am Malen wesentlich, beim Schreibspiel die spielerische Freude am Schreiben. Mit echtem Spiel ist gemeint, dass ich keine Arbeit leiste (keine Leistung erbringe), deshalb erstelle ich beim Malspiel kein Kunstwerk. Spiel entsteht spontan, wenn der Rahmen frei von konkurrierenden Aktivitäten und emotionalen Verletzungen ist und ein Gefühl von Sicherheit, Geborgenheit und Wärme vermittelt wird.

Spiel kennt keinen Zeitdruck, ist aber zeitlich begrenzt. Spiel ist frei von Wertung und Nutzen für andere und es ist nicht real. Es ist Selbstausdruck, reparierend, erfüllend und spendet Trost. Die Früchte des Spiels sind unter anderem Neugier, Kreativität, Intuition, Selbstbewusstsein und Reife.“ Sandra Husche, Malort Ulm

Rollenspiele – Sich mit dem Kind verbinden

Viele Kinder lieben Rollenspiele. Hierbei verarbeiten sie Erlebtes, tauchen in ihre Phantasie ein oder verleihen ihren Gefühlen Ausdruck. Daher bewerten Sie weder ihr Verhalten, noch ihren sprachlichen oder körperlichen Ausdruck während des Spiels.

Stellen Sie lieber Fragen oder schauen, wie Ihre eigene innere Reaktion dabei ist und lernen etwas über sich selbst. Auf diese Weise entsteht für die Kinder ein angstfreier Raum. Und wir Eltern bekommen die Gelegenheit, unsere Kinder besser kennenzulernen, mit ihnen achtsam in Kontakt zu kommen und unsere Beziehung zu ihnen zu reflektieren. Mehr Infos zur Bedeutung des Rollenspiels

Mama, spiel mit mir!

Ich mag übrigens nicht den ganzen Tag Rollenspiel, Schminken oder Lego spielen. Ich habe eigene Projekte oder möchte auch mal etwas Ruhe haben. Ich bin gern künstlerisch kreativ und lese gern vor – Versteckspiel und toben übernimmt eher mein Mann. Aber ich weiß, sie lieben es, wenn Mama in eine andere Rolle schlüpft.

Also nehme ich in mir den Impuls zur Bereitschaft für ein Rollenspiel wahr – “Ah, jetzt hätte ich Lust auf Katze spielen und mich auf dem Boden wälzen” – und biete das Spiel dann aktiv an. So bleibe ich authentisch und habe selbst Freude am Spiel. Die Kinder akzeptieren das sehr gut, da sie wissen, ihre Spielzeit mit Mama ist ihnen sicher.

Es ist wichtig, dass wir Eltern unsere Grenzen sehen und setzen. Wir gehen ohnehin schon beständig auf alle möglichen Forderungen des Kindes ein und schauen viel zu wenig, wie es uns eigentlich geht. Wir müssen nicht alle Wünsche des Kindes erfüllen, auf alle Bedürfnisse hingegen sollten wir eingehen.

Schule@home – die Beziehung bleibt das Wichtigste

Viele Eltern stehen momentan der enormen Herausforderung gegenüber, ein oder sogar mehrere Kinder zuhause bei ihrem schulischen Lernen zu begleiten. Sie haben Schwierigkeiten, die Kinder zu motivieren. Sie scheitern vielleicht selbst an der Bruchrechnung oder am Notenlesen. Eltern müssen selbst arbeiten im Homeoffice. Es gibt Stress und Streit. Wie kann man das hinbekommen?

Eine grundlegende Hilfe ist es, einen festen Tagesablauf, eine Routine zu kreieren, die Pausen und Freudemomente für alle enthält.

Und wenn man doch in Streit gerät, können wir innehalten und uns frage: Ist es das wirklich wert? Schule ist eine Institution, Zuhause ist Zuhause und das sollte es auch bleiben. Als Eltern haben wir immer die Beziehung zu unserem Kind im Blick und agieren da heraus. Druck und Machtausübung, Drohen, Strafen, all das gefährdet die Beziehung zwischen Menschen.

Kinder kochen alleine

Außerdem: wir wissen ja, nicht alles, was man im Leben braucht, wird im Klassenzimmer gelehrt. Nutzen Sie diese Zeiten so gut es geht auch für andere wichtige Dinge. Bringen Sie den Kindern das Kochen bei oder wie man das Öl im Auto überprüft, zeigen Sie ihnen wie man Wäsche wäscht, andere mit Respekt behandelt, wie man einen Knopf annäht. Pflanzen Sie mit ihnen Blumen, malen Sie mit ihnen Steine an. Machen Sie lustige Dinge mit ihnen und erzählen von Ihrer eigenen Kindheit.

Langeweile achtsam begleiten

Papa mir ist so langweilig! Ein Satz, den Eltern gut kennen und der einen ganz schön stressen kann, oder?

Susanne Mierau, Autorin, Bloggerin und Kleinkindpädagogin schrieb Bücher über das Aufwachsen von Kleinkindern, Attachment Parenting (bindungsorientierte Erziehung) und das Muttersein. Sie sagt Entlastendes zum Thema Langeweile bei Kindern:

„Das Kind nicht anzuregen zu einem Spiel, bedeutet nicht, nicht da zu sein. Wir sind anwesend, wir sind ansprechbar. Wir können auch dabei sitzen und beobachten. Und natürlich können wir auch mit den Kindern spielen. Aber wir müssen nicht beständig Ideen finden und Anreize. Wir können uns frei machen von dem Druck, Anregungen bieten zu müssen und können darauf vertrauen, dass unsere Kinder sie selber finden.“ Diese und viele andere wertvolle Inspirationen finden Sie auf der Seite von Geborgen wachsen von Susanne Mierau 

Kinder und Mediennutzung

Zum Thema Kinder und Medien hat jeder eine eigene Meinung und Handhabung. Es ist ein schwieriges oder besser gesagt, sensibles Thema. Daher kann ich an dieser Stelle nur berichten, wie wir es sehen und was wir erfahren haben.

  • Was guckt mein Kind: Wichtig finde ich für mich, dass wir unsere Kinder im Blick haben und wissen, was sie schauen. Wie lange in welchem Alter ok ist, dazu gibt es (im Internet) viel Literatur und damit haben sich hoffentlich alle Eltern beschäftigt, bevor sie Kindern Videos oder Games erlauben.
  • Gemeinsam Filme oder Videos zu schauen, kann sehr verbindend wirken. Zusammen mit meiner Tochter haben wir schon oft die eine oder andere Träne vergossen, gelacht oder uns über den Bösewicht aufgeregt. Die Themen der Filme bieten viele Anreize, danach miteinander achtsam ins Gespräch zu kommen. Wir können Fragen stellen oder erzählen, was uns bewegt hat. Der Disney Film „Die Eiskönigin“ beispielsweise bietet uns ein schier unendliches Reservoir an Themen und wir reden über Angst und Mut, Einsamkeit und Verlust, Wut und Bosheit.
  • Reflexion: Wir Eltern haben beim Thema Medien auch immer die Chance, unser Bewusstsein zu schärfen. Wie sind meine Gedanken und Bewertungen in „richtige“ und „falsche“ Beschäftigung, „gute“ und „schlechte“?

 

Teenager vor Laptop

 

  • Konsum oder Kreativität? Wichtig finde ich auch die Unterscheidung zwischen Medienkonsum und Mediennutzung. Lernspiele oder kreative Games sind etwas anderes als Netflix & Co.
  • Du schaust doch auch auf dein Handy, Mama! Bedenkt, dass Kinder erst sehr spät den Unterschied verstehen, dass Mama am Computer oder Handy arbeitet und nicht spielt oder zum Spaß Videos schaut. Ihnen dann zu sagen, dass wir ja schließlich arbeiten und sie nur konsumieren, ist unfair und nicht hilfreich.
  • Feste Medienzeiten können unterstützend sein, wenn man den Kosum regulieren möchte.Bei uns gibt es im Wechsel Gucktag und kein Gucktag. Das funktioniert ziemlich gut, aber das muss jeder für sich herausfinden.
  • Aus den Augen, aus dem Sinn: Leichter fällt das Reduzieren der Mediennutzung, wenn man Handys und Computer in der Zwischenzeit aus dem Sichtfeld räumt. Bei uns gibt es im Flur einen Korb, da kommt alles hinein. Tut uns ja auch ganz gut, nicht ständig die momentan gehäuft eintrudelnden Nachrichten auf Signal und Co. zu checken, oder?
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  • Mutter und Kind malen: Mego-studio / photocase.de
  • Kinder Kochen alleine: Addictive Stock / photocase.de
  • Teenager vor Laptop: suschaa / photocase.de