Die Vielfalt der Meeresbewohner
Der Ozean bedeckt 71% der Erdoberfläche und 98% des weltweiten Lebensraums – beeindruckende Zahlen, die Torben Riehl zu Beginn seines Vortrags hervorhebt. Er betont die erstaunliche Vielfalt der Meeresbewohner, von denen wir nur einen Bruchteil kennen. Derzeit werden jährlich ca. 2.000 neue Arten aus den Ozeanen beschreiben.
Er verdeutlicht die enormen Ausmaße der Ozeane und ihre Vielfalt an Lebensformen, von winzigen Planktonorganismen bis hin zu riesigen Walen und Haien. Dabei macht er deutlich, dass unser Wissen über die Meeresbewohner noch immer sehr begrenzt ist: die marinen Arten sind weitgehend unerforscht, mehr als 91% müssen noch entdeckt werden.
Die Bedeutung der Ozeanforschung
Ein zentraler Aspekt des Vortrags ist die Bedeutung der Ozeanforschung für den Schutz der natürlichen Ressourcen und die Erhaltung des Ökosystems. Riehl erklärt, dass insbesondere auch die Entdeckung von neuen Spezies und ihren Namen dazugehört. Sie ermöglicht neben einer eindeutigen Kommunikation und Naturschutz auch einen sicheren Umgang mit natürlichen Ressourcen (z.B. Unterscheidung giftiger und verzehrbarer Arten) wie auch einen nachhaltigen Umgang, u.a. mit Blick auf Fangmengen in der Fischerei. Die Erforschung der Meere ist entscheidend, um die Auswirkungen menschlicher Aktivitäten auf die Meeresumwelt zu verstehen und geeignete Schutzmaßnahmen zu entwickeln.
Arten drohen auszusterben, bevor wir sie überhaupt entdeckt haben. – Torben Riehl
Herausforderungen in der Wahrnehmung und Anerkennung von Ozeanen
Außerdem betont Riehl die Herausforderungen mit Blick auf unsere Ozeane: große Teile sind überfischt, der Klimawandel wirkt sich durch die Wassererwärmung und -versauerung negativ aus. Die meisten Arten sind ungeschützt. Möglicherweise liegt das auch daran, dass die meisten von uns noch kein entsprechendes Bewusstsein haben: wenn Menschen an „Tiere“ denken, denken sie an landlebende Wirbeltiere. Die Bedeutung der Ozeane und ihrer Spezies wird allgemein verkannt.
Am Beispiel der Schuppenfuß-Schnecke beschreibt Riehl, wie die Kooperation zwischen SOSA und der Roten Liste zur Entdeckung und zum Schutz dieser Art geführt hat. 2001 wurde diese Art erstmals in Hydrothermalquellen in der Tiefsee des Indischen Ozeans. Die Beschreibung und Benennung folgte vierzehn Jahre später.
Die Schuppenfuß-Schnecke ist die erste Art weltweit, die in 2018 als bedroht durch Tiefseebergbau klassifiziert werden musste. Riehl berichtet, dass seither von Mitarbeiter*innen der SOSA mehrere hundert Arten für die Rote Liste erfasst worden sind – und das gibt Zuversicht. Diese Entdeckungen unterstreichen die Notwendigkeit weiterer Forschung und den Schutz dieser einzigartigen Ökosysteme.
Die Rolle der internationalen Zusammenarbeit
Ein weiterer wichtiger Punkt des Vortrags ist die Bedeutung der internationalen Zusammenarbeit bei der Erforschung und dem Schutz der Ozeane. Riehl betont, dass der Schutz der Meeresumwelt eine globale Herausforderung ist, die nur durch gemeinsame Anstrengungen bewältigt werden kann. Er hebt hervor, wie internationale Organisationen, Regierungen, Forschungsinstitute und NGOs zusammenarbeiten, um Forschungsprojekte zu initiieren, Schutzgebiete einzurichten und politische Maßnahmen zum Schutz der Meeresumwelt zu fördern.
Am Beispiel SOSA zeigt er eine Erfolgsgeschichte: ermöglicht durch eine wohltätige Spende arbeiten derzeit 12 fest angestellte und Mitarbeiter*innen und neun ehrenamtliche Mitarbeiter*innen hat. Das Projekt hat eine ungewöhnlich lange Laufzeit von 10 Jahren.
Ziele, die Zuversicht für die Ozeane machen
Abschließend erläutert Riehl die drei Ziele der Senckenberg Ocean Species Alliance (SOSA). Erstens, die Entdeckung der unbekannten Arten in den Ozeanen, u.a. durch die Beschleunigung von Artenbeschreibungen und den Kapazitätsaufbau von mega-diversen Regionen. Zweitens, der Artenschutz, insbesondere in Zusammenarbeit mit der Roten Liste. Aktivitäten sind hier die aktive Bewertungsarbeit und Workshops für so genannte Assessor*innen wie auch die Unterstützung bei neuen Expert*innengruppen. Drittens, so Riehl, ist es wichtig, die Erkenntnisse und Erfahrungen aus den Projekten zu teilen, insbesondere in Sozialen Medien. Eigens dafür gibt es ein Team, was die Begeisterung und Neugier auf ungewöhnliche Weise vermittelt.
Drei Take-Aways
- Die Erforschung der Ozeane ist entscheidend für den Schutz der natürlichen Ressourcen und die Erhaltung des Ökosystems: Nur durch ein besseres Verständnis der Meeresumwelt können wir angemessene Maßnahmen zum Schutz der Ozeane ergreifen und eine nachhaltige Nutzung ihrer Ressourcen sicherstellen.
- Die einzigartige Vielfalt des Lebens in den Tiefen der Ozeane bietet faszinierende Einblicke in die Anpassungsfähigkeit und Vielfalt des Lebens auf unserem Planeten: Beispiele wie die hydrothermalen Quellen verdeutlichen die Bedeutung weiterer Forschung und den Schutz dieser einzigartigen Lebensräume.
- Die internationale Zusammenarbeit ist entscheidend für den Schutz der Meeresumwelt: Nur durch gemeinsame Anstrengungen auf globaler Ebene können wir effektive Maßnahmen zum Schutz der Ozeane entwickeln und umsetzen.