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Für einen achtsamen Familienalltag

Stress ist im Familienleben unausweichlich. Doch manchmal lässt er sich vermeiden oder wir können entspannter damit umgehen. Wie das funktionieren kann, schreibt Alexandra Karr-Meng, Coach und Mutter, in diesem aufbauenden und hilfreichen Ratgeber.

PORTAL FÜR ACHTSAMKEIT IN DER PÄDAGOGIK

In 12 Kapiteln geht sie darauf ein, wie Achtsamkeit für ein wenig mehr Frieden in der Familie sorgen kann, wie wir sie sinnvoll in den Alltag integrieren, was das mit unseren Gefühlen zu tun hat, wie wir gelassener mit Stress umgehen und wie Eltern sich selbst gut behandeln.

Das Buch ist ein klassischer Ratgeber: Es geht darum, zu zeigen, wie wir im eigenen Leben handeln können. Insofern ist die Lektüre besonders für diejenigen gedacht, die für Konfliktsituationen in der Familie Lösungen suchen und sich öfter mal gestresst fühlen und das ändern möchten. Sie werden hier fündig: In angenehmer, lockerer Art beschreibt Alexandra Karr-Meng Situationen und Gefühlslagen. Die Kapitel sind sehr detailliert unterteilt, was gemeinsam mit Kästen voller Tipps und verdeutlichenden Geschichten auflockert und Orientierung gibt – sowohl optisch als auch inhaltlich.

Durch eigene Erfahrungen und Berichten aus anderen Familien entsteht eine ansprechende Mischung aus Anekdoten, Fakten und Theorien. Teils wird die Autorin sehr persönlich und stellt sich auf eine Stufe mit allen Eltern, die eben nicht jede Situation mit Leichtigkeit meistern. So kommt gar nicht der Eindruck auf, dass Achtsamkeit alle Probleme löst und in einem achtsamen Haushalt nur freudiger Sonnenschein herrscht.

Anregung zur Suche nach eigenen Lösungen

Zudem beschreibt sie viele Situationen sehr konkret und bespricht leicht nachvollziehbar, wie wir mit ihnen umgehen könnten. Und selbst, wenn manche Tipps auf die eigenen Kinder nicht passend erscheinen, regt das Buch zur Suche nach eigenen Lösungen an und bietet eine neue Perspektive auf allzu bekannte Probleme.
Ein langes Kapitel am Ende ist dem Wohlergehen der Eltern gewidmet, denn wer selbst keine Kraft mehr hat, kann auch schwerer gelassen und achtsam mit anderen umgehen.

Hin und wieder wirken die Anregungen und Übungen etwas künstlich, sind vielleicht zu viel des Guten. Andererseits – jede:r kann sich nehmen, was ihr oder ihm gefällt, und den Rest ignorieren.

An manchen Stellen wären ein paar mehr Fakten mit Quellenangaben hilfreich gewesen. So müssen wir uns auf das pädagogische Verständnis der Autorin verlassen und können nicht so einfach bestimmte Themen selbst vertiefen. Immerhin gibt es im Anhang eine Liste mit Büchern zum Weiterlesen und nützlichen Internetadressen.

Tatsächlich negativ fällt nur ein Tipp auf: Geduldsteine als Belohnung. Hier schlägt Karr-Meng vor, dem Kind Geduldsteine zu geben, wenn es in bestimmten Situationen ohne zu murren wartet: Etwa, wenn es nicht dazwischen spricht, wenn die Eltern reden, wenn das Baby gewickelt werden muss oder die Eltern Hausarbeit machen. Die gesammelten Geduldsteine sollen dann als Währung für vorher vereinbarte Belohnungen dienen.

Die Autorin schlägt hier gemeinsame Zeit vor, also Spiele, Freundes- oder Zoobesuche, jeweils für eine bestimmte Menge Steine einlösbar. Diese Methode widerspricht den Gedanken des restlichen Buches, denn gemeinsame Zeit sollte eigentlich „kostenlos“ sein und allen guttun. Kindern zu zeigen, dass sie mit erwünschtem Verhalten unsere Zeit erkaufen können, scheint da unpassend und vermittelt doch eher die Botschaft „Ich mag bei dir sein, aber nur, wenn du brav bist.“

Abgesehen von diesem einen Tipp ist das Buch aber aufbauend, hilfreich und nicht zu aufdringlich, und kann sicher vielen Eltern den Weg zu einem entspannteren und fröhlicheren Umgang miteinander und mit den Kindern zeigen.

Dr. Stefanie Uhrig

Alexandra Karr-Meng, Kinder achtsam erziehen. Wie Sie Wut, Streit und Geschrei aus dem Familienalltag verbannen, Humboldt Verlag, 2018

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