Ich liebe es Neues zu lernen, mein Wissen zu erweitern und neue Kompetenzen zu erwerben. Ich mag es kreative Übungen kennenzulernen, neue Perspektiven einzunehmen und einfach mal etwas anderes zu machen. Das erklärt vielleicht auch meine große Bereitschaft mich privat und beruflich fortzubilden. Für mich ist das oft mehr Vergnügen als Arbeit.
Lieblingsfach – eine Fortbildung mit Herz
Meine letzte Fortbildung sollte zwei meiner Herzensthemen verbinden: Achtsamkeit und Selbstwert. Zufällig entdeckt, meldete ich mich zur Fortbildung „Lieblingsfach“ an. Tina Richter (herzsache.jetzt) versprach tolle Erlebnisse für Kinder und es kam beim Informationsgespräch schon eine Portion Herzenswärme rüber. Die Kinder können hier u.a. mit Achtsamkeit den liebevollen Umgang miteinander und mit den eigenen Gefühlen lernen.
Lieblingsfach – keine One-Man-Show
Zu Beginn der Fortbildung bin ich noch nicht über den Namen „Lieblingsfach“ gestolpert. Als ich konkret überlegte, wie ich die Inhalte in meinem beruflichen Alltag umsetzen möchte, hakte es aber dann in meinem Kopf: Sollte ich wirklich in meine Schule marschieren und meinen Kolleg*innen sagen: So, hier bin ich nun wieder, hab was Tolles gelernt – ihr könnt mit euren Themen und Fächern „einpacken“. Jetzt erst kommt endlich das Lieblingsfach aller Kinder!
Nein, das passte für mich nicht. Auch wenn ich die Inhalte super gern sofort an alle verbreitet hätte… was sollten meine Ideen haben, was nicht auch die anderen Kolleg*innen mit ihren Themen erreichen: Das Herz eines Kindes gewinnen und sein persönliches Lieblingsfach werden? Ist und bleibt das nicht individuell?
Achtsamkeit und Selbstwert sollten Teil jedes Schultages sein
Ja, die Themen Achtsamkeit und Selbstwert sind sehr wichtig. Wenn wir unseren Kindern diese Themen näherbringen, sparen sie sich vielleicht in späteren Jahren das ganze Geld, das Menschen heutzutage für Fortbildungen und Coachings zum Thema Selbstliebe, Achtsamkeit und Empathie ausgeben. Das wäre wirklich großartig! Aber hat nicht auch jedes andere Fach das Potential dies auch in Kindern zum Schwingen bringen zu können?
Dank meines Jobs kann ich Kinder zum Beispiel im Musik- und Sportunterricht begleiten. Wie toll sie ihre Selbstwirksamkeit entwickeln können, wenn das Balancieren zu Beginn der Sporteinheit ein absolutes Grauen ist, die Lehrer*in das Ganze mit einem „Du schaffst das“ begleitet. Dann rennt am Ende das gleiche Kind manchmal fast über die umgedrehte Bank!
War das Kind nicht super achtsam auf seiner Balancierstrecke unterwegs, hat es nicht auch empathisch seiner Partner*in die Hand beim Balancieren gehalten? Oder: wenn im Musikunterricht das Lied „Anders als du“ von Robert Metcalf gehört wird, in dem es heißt „…ihr seid anders als wir. Na und? Das macht das Leben eben bunt, eben bunt!“
Hier wird die Einzigartigkeit wunderbar thematisiert und gleichzeitig die Verbundenheit aller bejubelt. Ich glaube, dass in allen Fächern genauso ein Potential für eine neue Grundhaltung in Schule und somit auch im späteren Leben und Beruf liegt, wie in einer Stunde, der ich den Namen „Lieblingsfach“ gebe.
Lieblingsfach – Mittel zum Zweck
Aber vielleicht sind wir einfach noch nicht so weit und das Vehikel dahin heißt Achtsamkeits-AG, Yoga-Stunde oder eben „Lieblingsfach“. Und das ist auch gut so. Wie sagt man so schön: Rom wurde auch nicht an einem Tag erbaut. Und es ist gut, dass es diese kreativen Konzepte gibt, diese neuen Übungen, diese angeleiteten Perspektivwechsel, welche eine wertschätzende Grundhaltungen in Schule, Kinder- und Familienalltag bringen können.
Für diese Hilfen bin ich auch ich als erfahrene Achtsamkeitspraktizierende immer wieder neu dankbar. Trotzdem sehne ich mich danach, dass solche Konzepte irgendwann überflüssig werden, weil sie jeden Tag in jedem Fach einfach nebenbei gelebt werden! Bis dahin freue ich mich auf meine nächste Fortbildung.
Jeanette Kettler
Weitere Informationen
Hier kommen Sie zum Buch und zur pädagogischen Fortbildung „Entdecke deine Zauberkräfte – Lieblingsfach Mitmachbuch von Tina Richter“.
Jeanette Kettler ist Sozialpädagogin, Entspannungspädagogin, Achtsamkeitstrainerin und Coach für Stressmanagement. Neben ihrer Tätigkeit an einer hessischen Grundschule gibt sie regelmäßig Seminare für Studierende der Sozialen Arbeit. Im Wahlpflichtbereich lehrt sie „Entspannung für Mitarbeiter und Klienten“ an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg/ Heidenheim.