Mann mit Kopfhörer

7Mind App für Studierende: Ein Selbstversuch

Unsere Autorin hat den kostenlosen Meditations-Kurs der 7Mind App getestet. Sie empfiehlt das Angebot als Einstieg und rät in Folge zu einem Abo – hier gibt es gute Angebote speziell für Studierende.

PORTAL FÜR ACHTSAMKEIT IN DER PÄDAGOGIK

Die App „7Mind“ wurde 2014 von Paul Kohtes gemeinsam mit den Studierenden Manuel Ronnefeldt und Jonas Leve entwickelt. Sie bietet Menschen, die an Bewusstseinsentwicklung und Stressreduktion interessiert sind, kurze Meditationen und andere Techniken für den Alltag.

Ich habe den kostenlosen Grundlagenkurs der App 7Mind getestet. Er beinhaltet 7 Meditationen, die maximal 7 Minuten lang sind – der Name 7Mind war somit auch hier Programm.

Die sieben Kurseinheiten heißen „Ankommen“, „Bewusst anwesend sein“, „Entspannung zulassen“, „Zur Ruhe kommen“, „Die innere Mitte finden“, „Stille hinter dem Atem“ und „Einfach da sein“. Die Meditationen wirken entspannend, ablenkend oder fokussierend. Es werden verschiedene Methoden geübt, um mehr bei sich selbst anzukommen.

Selbstversuch: Wie der Kurs auf mich wirkte

Die erste Übung ist eine Sitzmeditation. Mit ihr soll ich mich für einige Minuten aus dem Alltag nehmen. Dafür sitze ich nach Anleitung der Sprecherin mit geschlossenen Augen auf einem Kissen. Die ruhige Stimme animiert mich, meine Aufmerksamkeit auf das Gefühl des Sitzens zu konzentrieren. Dann sollen die Gedanken auf durch den Körper wandern.

Beim Erspüren feinster Körperbewegungen stellt sich überraschend schnell ein Zustand der Ruhe, Erleichterung oder sogar des angenehmen Schwebens bei mir ein. Aber auch die vorherige Anspannung wird mir plötzlich bewusst. Das Nachspüren des inneren Zustands und der Atmung hilft mir mich zu entspannen. Anschließend fühle ich mich erfrischt und kann mich neu auf den Alltag konzentrieren.

Während meines Studiums saß ich oft mit brennenden Rückenschmerzen vor dem Rechner und stellte fest, dass ich seit Tagen kaum vor der Tür gewesen war. Das verstärkte nicht nur die Verspannung, sondern hemmte zugleich meine Kreativität. Ein Teufelskreis, aus dem ich nur ausstieg, wenn ich Verpflichtungen hatte oder der Wunsch nach menschlicher Nähe Überhand nahm.

Umso gespannter bin ich auf die Wirkung der weiteren Meditationen.

Die Aufmerksamkeit bewusst steuern

Auch die nächsten Einführungsmeditationen schaffen mit einer direkten Ansprache sofort Verbindung. Die Sprecherin fragt etwa: „Wie geht es dir denn, nach der ersten Meditation? Hast du dich etwas ruhiger und präsenter gefühlt? Oder warst du vielleicht überrascht, wie schwer dir die Konzentration doch noch gefallen ist?“

Das spornt mich an mich einzulassen. Überhaupt motiviert die Sprecherin die Praktizierenden immer wieder „dranzubleiben“. Man solle sich etwa gedanklich nicht zu viel mit dem „Misserfolg“ einer Meditation beschäftigen. Es einfach darum, sich um sich selbst zu kümmern und nicht auf Leistung aus sein. Und sich immer wieder fragen „Wie geht es mir gerade?“

Die nächste Übung dient der bewussten Steuerung der Aufmerksamkeit. Dafür mache ich einen Bodyscan und wandere mit der Aufmerksamkeit vom Kopf bis zu den Füßen. „Falls du etwas spürst, was dich stört, nimm es wahr – aber lass dich davon nicht ablenken“.

Nach drei Tagen merke ich, wie ich langsam geübter werde darin, störende Gedanken in den Hintergrund treten zu lassen. Überhaupt schwindet von Übung zu Übung der „innere Kritiker“ mehr und mehr, der sich automatisch zwischen mich und die geführte Meditation stellen möchte.

Gedanken wie „Das funktioniert doch eh nicht“ sind mir von anderen Meditationen bekannt. Da sind die positiven Verstärkungen der Sprecherin, sich nicht unter Druck zu setzen, im richtigen Moment platziert.

Für mich war es ein zentraler Aha-Moment, als die Anleitung verdeutlicht: „Je mehr du dich auf Gedanken konzentrierst, desto größer werden sie.“ Man solle einfach wahrnehmen, dass es so sei, ohne es beeinflussen zu wollen. Bei der späteren Schreibtischarbeit bemerke ich überrascht, dass ich mich leichter vom inneren Druck lösen kann. Ich spüre meinen Körper bewusster und baue öfter einmal ein paar Liegestützen oder Dehnungen ein.

Der Atem als Anker

Die nächste Übungen kombiniert den Bodyscan mit einer Atemübung. Sehr schnell stellt sich eine Ruhe ein. Dann soll ich die Aufmerksamkeit auf einen „störenden“ Körperteil richten – ohne Beurteilung, lediglich mithilfe der Wahrnehmung. Der Atem sei wieder der Anker, um im Hier und Jetzt zu bleiben.

Ein ganz entscheidender Satz fällt, der an die Selbstwirksamkeit des Meditierenden appeliert: „Du entscheidest, worauf du deine Aufmerksamkeit lenkst. Wenn du jetzt deine Wahrnehmung wieder auf den Atem richtest, können alle anderen Phänomene, die nach Aufmerksamkeit verlangen, in den Hintergrund treten.“

Die weiteren Übungen trainieren weiter die Fähigkeiten sich zu entspannen, zu fokussieren und Gedanken, Gefühle und Körperempfindungen kommen und gehen zu lassen.

Fazit nach 7 Tagen

Mein Ergebnis: Die Testapp bietet eine sehr gute Einführung in die Grundlagen der Meditation. Die siebenminütigen Sitzungen sind gerade so kurz, dass sie keine Zeit rauben und einem trotzdem ermöglichen, innere Ruhe und Achtsamkeit zu schulen.

Die Meditation hilft mir tatsächlich, in mehreren Augenblicken am Tag „einfach nur zu sein“. Nach drei Tagen war ich geübter darin, aus dem Modus der Dauerbeschäftigung auszusteigen und mich zwischendurch zu entspannen. Überraschenderweise tat dies dem Arbeitsergebnis trotz Workload keinen Abbruch. Auch erkannte ich in stressigen Alltagssituationen hilfreiche Gedanken aus dem Programm, z.B.: „Wie geht es mir eigentlich gerade?“

Studierende scheinen mir von der App zu profitieren, weil sie zunächst bemerken, wie viel Kraft der Overload mit geistiger Hochleistungsarbeit und Leistungsüberprüfung kostet. Die Konzentration auf simple Körpervorgänge und den Atem holt einen heraus aus der verkrampften Schreib- und Lernmonotonie.

Das Studieren gemäß der Häppchenmethode wurde zumindest für mich leichter: 40 Minuten arbeiten, 10 Minuten Pause, 40 Minuten schreiben, 10 Minuten Teetrinken usw.

Was mich gestört hat

Am Ende des sechsten Tages präsentiert mir die Testapp meine bisherige Bilanz in Minuten. Auch nach der ersten Meditation erhielt ich eine digitale Medaille für die erfolgreiche Teilnahme an der Meditation. Das psychologische Prinzip: Das  Belohnunssystem wird aktiviert. Das hinterlässt bei mir das Gefühl, geködert zu werden. Schöner wäre eine positive Affirmation wie : „Du hast dir viel Mühe gegeben. Bleib doch noch einige Tage dabei und beobachte, ob du dich damit erholter fühlst.“

Wie kann man weiter machen?

Ein Vorteil eines Abos ist sicherlich, von über 600 Meditationsanleitungen zu profitieren sowie Intensivkurse, Einschlafgeschichten und Einschlafnaturklänge nutzen zu können.

Studierende können zwischen mehreren Varianten wählen:

1.) Nimmt die eigene Hochschule am Barmer Präventionsprogramm teil, können Studierende den kostenlosen „7Mind Study Jahreszugang“ testen. Das gilt auch, wenn sie nicht bei der Barmer versichert sind. „7Mind Study“ ermöglicht aber nur ausgewählte Inhalte des Abozugangs 7Mind Plus für Studierende, z.B. Kurse und Meditationen für mehr Entspannung, besseren Schlaf und niedrigeren Stresspegel, Selbstvertrauen, Resilienz, Bekämpfen von Prokrastination.

2.) Nimmt die eigene Krankenkasse am 7Mind Präventionskurs „Achtsamkeitsbasiertes Stressmanagement“ teil? Dann können Sie sich die Kosten für den MBSR-Kurs erstatten lassen. Dabei ist die Nutzung von 7Mind Plus mit sämtlichen Funktionen der App inbegriffen.

3.) Alle Barmer-Mitglieder können die App ohne Erstattungsverfahren nutzen.

4.) Für alle anderen Studierenden lässt sich der 7Mind Plus-Zugang mit einem jederzeit kündbaren Monatsabo (11,99€/Monat) oder einem Jahresabo (59,99€/Jahr) freischalten.

Maria Köpf ist Journalistin, Dozentin und Mutter in ihrer Wahlheimat Österreich. Derzeit legt sie ihren Schwerpunkt auf Gesundheit, Psyche und Sprache. Ihre erste große Liebe aber war die Literatur. Am liebsten entspannt sie mit einer Tasse Zistustee und ersinnt mit einem guten Hörbuch ferne Welten. Mehr Informationen über sie hier.

Bildquellen dieser Seite anzeigen

  • mit App medititeren: David-W- / photocase.de
  • Maria Köpf: privat