Online-Yoga für Kinder

Mit anderen bewusst atmen, den eigenen Körper wahrnehmen und sich bewegen: Anbieter von Online-Yoga-Kursen machen das für Kinder möglich. Janna Degener-Storr hat in eine Kursstunde von kids4yoga „hineingeschnuppert“ und weitere Kurse recherchiert.

PORTAL FÜR ACHTSAMKEIT IN DER PÄDAGOGIK

In Familien mit größeren Kindern sorgen Arbeit, Schule und Kita für straffe Zeitpläne. Und auch in den ersten Lebensjahren bedeuten Termine für viele Eltern Stress. Wie entlastend und schön also, wenn die Kinder einfach zuhause bleiben und trotzdem einer Aktivität nachgehen können können, zumal Kinderyoga nicht in allen Regionen und Städten angeboten wird.

In Yoga-Kursen erfahren die Kinder zum Beispiel, wie sie ihren Atem beobachten und Gefühle bewusster wahrnehmen können. Sie finden innere Stabilität und lernen, sich besser zu entspannen.

Während der pandemiebedingten Kontaktbeschränkungen haben viele Yogalehrer*innen mit kleinen und großen Kindern auch online Yoga praktiziert. Heute gibt es nur noch wenige solcher Angebote. Ein Grund: Manche Yogalehrerinnen haben die Erfahrung gemacht, dass die Kinder leichter abgelenkt sind, wenn sie zuhause an Online-Angeboten teilnehmen – auch weil viele hier nicht aus intrinsischer Motivation kommen, sondern von den Eltern vor dem Bildschirm „geparkt“ werden.

Yoga, das bedeutet für viele Lehrer*innen, physisch mit den kleinen Teilnehmerinnen und Teilnehmern in einem Raum zu sein, auch um eine Gruppendynamik entstehen zu lassen. Vor dem Bildschirm dagegen können technische Probleme das Zusammensein erschweren. Dazu kommt, dass die Yogalehrerin durch die Kamera nicht unbedingt sieht, ob die Kinder eine Yoga-Haltung korrekt ausführen – und wenn das der Fall ist, kann sie sie nur verbal korrigieren, was die Umsetzung schwieriger macht.

Schnupperstunde bei kids4yoga

Auch während meiner Schnupperstunde im Angebot kids4yoga der Firma „Act Support“ hakt es hier und da aufgrund solcher technischen und praktischen Probleme. Dennoch zeigt das Beispiel: Online-Kinderyoga kann trotzdem durchaus einen Mehrwert darstellen.

Heute ist nur ein Grundschüler dabei. Lukas zeigt sich sehr motiviert, praktiziert die Übungen gemeinsam mit der Lehrerin, geht auch mit ihr ins Gespräch und macht Vorschläge für die Gestaltung der Stunde. Schüler und Lehrerin scheinen durch den Bildschirm sehr verbunden zu sein und lachen miteinander.

„Schön, dass du da bist, Lukas“, sagt die Lehrerin zur Begrüßung, bevor sie den Ablauf der 30-minütigen Session vorstellt. „Unser Aufwärmspiel kennst du ja schon“. Auf den Einstieg folgt eine Atemübung. „Die Blumenatmung haben wir schon zusammen gemacht“, sagt die Lehrerin zu ihrem jungen Teilnehmer, „erinnerst du dich?“ Lukas nickt und lächelt. Wir atmen ganz tief durch die Nase ein, als ob wir an einer Blume riechen möchten – und dann durch den Mund wieder aus, als ob wir eine Kerze auspusten möchten. Wir formen dabei mit den Händen eine Knospe, die mit jedem Atemzug größer wird.

Anschließend machen wir zusammen zwei Sonnengrüße: Wir kommen an den Anfang ihrer Matte, lockern die Schultern, nehmen die Handflächen vor dem Herzen zusammen, strecken sie dann in den Himmel, um die Sonne ihre Strahlen in der Vorstellung wach zu kitzeln. „Das sieht sehr gut aus“, lobt die Lehrerin.

Dann folgen wir mit unseren Bewegungen einer Geschichte: Wir wecken einen Tiger, der über eine Brücke aus Brettern geht, treffen eine Katze, die einen Buckel, und die Kuh, die ihren Rücken streckt. Dann vertreiben wir gemeinsam mit einem Hund eine Kobra, die sich anschleicht. Anschließend legen wir uns  auf die Erde und „genießen  die Sonne“.

Verbunden – über den Bildschirm

Auf Wunsch des kleinen Teilnehmers folgt ein Spiel, das an Schnick-Schnack-Schnuck angelehnt ist: Lukas und ich  wählen per Handzeichen eine der drei Yoga-Positionen Tiger, Kobra oder Krieger aus, die Lehrerin dreht sich derweil von der Kamera weg. Anschließend nehmen wir beiden die gewählte Position ein, während sich die Lehrerin ebenso für eine der drei Positionen entscheidet. Dann zeigt sich, wer der Gewinner ist: Der Tiger kriegt die Kobra. Die Kobra kriegt den Krieger. Und der Krieger kriegt den Tiger.

In einer kurzen Endentspannung leitet die Lehrerin uns schließlich an, uns auf die Matte zu legen, wieder tief durch die Nase ein und durch den Mund auszuatmen, den Bauch dabei ganz rund werden zu lassen, die Augen zu schließen und zu spüren, wo der Körper den Boden berührt. Sie bittet uns, ruhig zu werden und ihrer Stimme zu folgen. Abschließend genießen wir noch eine Phantasiereise.

(Familien-)Auszeit im Alltag

Für knapp 50 Euro im Monat können die Teilnehmer*innen von kids4yoga an solchen Online-Live-Kursen teilnehmen. Bei Interesse können auch die Eltern teilnehmen – eine schöne Möglichkeit, gemeinsame Familienzeit zu gestalten. Darüber hinaus erhalten die Teilnehmenden Zugriff auf mehr als 50 Stunden Videomaterial.

Wer mit Kindern Yoga machen möchte, findet dafür im Internet aber auch viele kostenlose Mitmachvideos. Ebenfalls werbungsfrei etwa sind die Angebote von Aumio und sunlight-kids-yoga.com. Das Portal Kursinsel hat seit September 2023 neben Kreativkursen auch Yoga und andere Bewegungsangebote im Programm, das Abo kostet knapp 20 Euro monatlich. Auf YouTube gibt es weiteres Material, zum Beispiel im Channel von Yokimo – Yoga Kids Motion. Diese Videos sind während der Pandemie entstanden, als die Kinderyoga-Expertin Ulrike Knuth mit ihren Online-Kursen mehr als 1500 Teilnehmerinnen und Teilnehmer via Zoom erreichte.

Janna Degener-Storr

Hier kommen Sie zu den Angeboten von yoga4kids.

Janna Degener-Storr arbeitet seit 15 Jahren als freie Journalistin und schreibt unter anderem über Achtsamkeitsthemen. Sie lebt mit ihrem Mann, ihrem Sohn und ihren zwei Töchtern in Königs Wusterhausen bei Berlin. Sie praktiziert Yoga und hat schon als Kind gemeinsam mit ihrem Vater meditiert.

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  • Online Yoga für Kinder: FatCamera / istock