12 Fragen an Lienhard Valentin

Mehr Sein und weniger Tun, ist Lienhard Valentin wichtig. Und dabei ist er ein absoluter Macher. Wer ihn inspiriert und wie er täglich praktiziert, hat er uns hier verraten.

PORTAL FÜR ACHTSAMKEIT IN DER PÄDAGOGIK

Wann und warum haben Sie angefangen Achtsamkeit und Meditation zu üben?

Bei meinem ersten Vipassana-Retreat war ich Mitte 20 und in der Folge besuchte ich vor allem Retreats mit Jack Kornfield. 1997 lernte ich dann Jon Kabat-Zinn kennen. Warum ich dazu fand, kann ich gar nicht genau sagen – vielleicht eine tiefe Sehnsucht nach einem tieferen Kontakt zu mir selbst.

Wie würden Sie Achtsamkeit einem Kind oder Jugendlichen erklären?

Das kommt darauf an – wie ist meine Beziehung zu dem Kind/Jugendlichen, was interessiert ihn oder sie an der Achtsamkeit. Ich möchte die Praxis im Kontakt vor allem verkörpern und so gut auf seine/ihre Fragen eingehen, ohne meine eigenen Vorstellungen die Führung zu überlassen und ohne zu missionieren.

In welchen Situationen fällt es Ihnen schwer achtsam zu sein?

Wenn ich müde und schon am Limit bin. Dann werde ich leicht ungeduldig und kann dann auch pampig werden, wenn ich mir dessen nicht gewahr bin.

Welches Zitat inspiriert Sie immer wieder?

Der Brief von Rilke an den jungen Dichter – die Fragen lieb gewinnen und mit ihnen leben, bis mir eines Tages die Antwort zuwächst.

Wer ist in Bezug auf Empathie und Mitgefühl Ihr persönliches Vorbild?

Katharina Martin.

Kann man mit Achtsamkeit die Welt retten?

Keine Ahnung – das ist jedenfalls nicht meine Intention. Ich kann sie nur so gut es geht verkörpern und Samen säen – das Ergebnis liegt nicht in meiner Hand.

Welches Buch hat Sie zuletzt besonders inspiriert?

„Gefangen und frei“ von David Sheff.

Gibt es etwas, dass Sie an der Achtsamkeitspraxis manchmal nervt?

Wenn sie instrumentalisiert wird – z.B. um Kinder ruhig zu stellen.

Haben Sie eine spezielle „Achtsamkeitsroutine“?

Vor allem morgens und dann immer wieder kurz im Verlauf des Tages wende ich mich mir und meiner Erfahrung mit einem möglichst wohlwollenden Gewahrsein zu, nehme wahr, was gerade im Vordergrund ist und lasse dann die Frage in mich sinken, was ich brauche, um mit mir im Einklang zu sein.

Sollte Achtsamkeit Einzug erhalten in Bildungsinstitutionen und wenn ja wie und warum?

Auf jeden Fall – vor allem für die Lehrpersonen, so dass sie eine zugewandte und von Offenheit und Akzeptanz geprägte Lernatmosphäre entstehen lassen können. Ihr SEIN ist sehr viel wichtiger, als was sie dann TUN. Wenn die Praxis aus dem Sein erwächst, ist sie nichts Aufgesetztes und versucht nicht die Kinder zu manipulieren. Und natürlich ist sie auch essenziell für die Selbstfürsorge der Lehrpersonen, die ja alles andere als einen leichten Job haben.

Welche bereits verstorbene Person hätten Sie gerne getroffen?

Rumi.

Wenn Ihr Geist ein Garten wäre, wie sähe es dort aus?

Ich würde sagen ein Naturgarten – etwas wild, aber mir gefällt es dort.

 

Lienhard Valentin ist Gründer des Vereins Mit Kindern wachsen, des Arbor Verlags und des Veranstalters Arbor Seminare. Manchmal wird er als „Achtsamkeitshebamme“ bezeichnet, da er durch seine Arbeit und sein Wirken die Achtsamkeitsbewegung in Deutschland maßgeblich beeinflusst hat. Er ist Autor diverser Bücher, darunter „Die Kunst, gelassen zu erziehen“ und „Die Kraft des Selbstmitgefühls“. Er hat zwei Kinder und lebt in Vorarlberg. Mehr auf seiner Seite.

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